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Mit Ignoranten sprechen

Wer nur argumentiert, verliert

Erschienen am 15.08.2019, Auflage: 1/2019
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593510804
Sprache: Deutsch
Umfang: 224 S.
Format (T/L/B): 1.6 x 21.7 x 13.8 cm
Einband: Paperback

Beschreibung

Wenn Donald Trump hinter dem Rücken von Hillary Clinton Grimassen schneidet, wenn der Chef jeden wohlformulierten Einwand mit einem Dreiwortsatz kontert oder die Kollegin mit großer Geste den Konferenztisch dominiert - dann sind das klare Machtbotschaften. Nie geht es im Gespräch nur um Argumente, manche Menschen verzichten sogar ganz auf sie. Doch dagegen kann man sich wappnen. Der renommierte Coach und Bestsellerautor Peter Modler analysiert Situationen in Politik und Unternehmenswelt, in denen die Machtspieler die Oberhand haben. Am Ende formuliert er zehn konkrete Widerstandsregeln. Schlagen Sie die Ignoranten mit ihren eigenen Waffen: Es ist alles eine Frage der Technik!

Autorenportrait

Peter Modler betreibt seit 1998 in Freiburg i. Br. eine eigene Unternehmensberatung mit Schwerpunkt Firmensanierungen und Coaching. Über 2000 Führungskräfte haben an seinen Workshops und Trainings teilgenommen. Bekannt geworden ist er als Erfinder des »Arroganz-Trainings® für führende Frauen«. Zuletzt erschien von ihm »Die freundliche Feindin« (2017).

Leseprobe

Vorwort Oder: Der Schiffbruch der Argumente Ignoranten von Unschuld und Absicht In Paris unterwegs sein und sich verlaufen: ganz leicht. Aber der Zug fährt nun mal am Bahnhof ab, den muss ich finden, und darum frage ich Passanten nach dem Weg zum Gare de lEst und bekomme die Antwort: »Je lignore« - Ich weiß es nicht. Eine ganz und gar unschuldige Aussage. Da kennt halt jemand ein Faktum nicht, tut auch gar nicht so, als ob er es kennen würde, und schickt mich dann auch nicht, etwa aus falscher Höflichkeit, in eine Sackgasse. Nein, er gibt sein Nicht-Wissen offen zu, und ich kann, ohne schlechte Gefühle, einfach jemand anderen fragen. Je lignore. Diese Sorte Ignoranz hat keinerlei bewertenden Unterton - im Französischen. Im Deutschen ist das schon ganz anders. Da gibt es bei diesem Wort Ausschläge in zwei Richtungen: Igno­ranz ist das Nichtwissen aus purer Unkenntnis, womöglich auch noch mit einem gewissen Stolz auf genau diese Beschränktheit (»Ich war noch nie im Nachbardorf und will auch gar nicht hin«). Gemäß dem doppelten Fluch der Inkompetenz aus der Lernforschung: Dass jemand etwas nicht weiß, ist der erste Fluch. Aber dass sie oder er nicht mal weiß, dass sie/er es nicht weiß, ist der zweite. Unter dem Dach der Ignoranz wohnt im Deutschen aber auch das absichtlich inszenierte Nicht-Wissen: Wer etwas »ignoriert«, macht das nämlich ganz bewusst. Eigentlich weiß sie oder er es besser oder nimmt durchaus ein Faktum wahr - entscheidet sich aber ganz reflektiert, das auszublenden. Aus Ohnmacht oder mit gemeiner Intention. Von Unschuld kann hier keine Rede sein. Ich leite das Meeting. Dann kommt wieder einmal ein nerviger Einwand von Sven. Aber ich ignoriere das und mache weiter, als hätte es die Äußerung nie gegeben. Geht ziemlich oft durch. Sowieso, wenn ich der Chef bin. Oder ich ignoriere Sven ganz bewusst nicht, weil es zu meinem Ethos gehört, dass alle im Raum zu ihrem Recht kommen sollen, und womöglich fängt nun ein Hin und Her über irgendeinen Randaspekt des Themas an, bis die Besprechung so ausufert, dass am Ende alle genervt sind, dass ich Sven nicht übergangen habe. Jaja, alles nicht so einfach mit diesem Ignorieren. Vom Verb zum Substantiv gewinnt das Urteil über den Vorgang des Ignorierens, jedenfalls im Deutschen, sogar noch an Abfälligkeit: Der ist eben ein Ignorant! Die ist eine Ignorantin! Pure Ignoranz! Zumindest unter Intellektuellen wird es dann zu etwas aus dem Kontext der Schimpfwörter. Aber was, wenn nun genau hier der Schlüssel liegt zur Lösung vieler unangenehmer Erfahrungen? Wenn genau die so schlecht beleumundete Ignoranz mehr Freiheiten verschafft und mehr Handlungsspielraum? Wenn es, gerade für Intellektuelle und vor allem in den großen öffentlichen Auseinandersetzungen, einen enormen Gewinn bedeutet, sich Ignoranz zu eigen zu machen, statt sie reflexartig zu ignorieren? Wenn die Taktiken der Igno­ranten zu einem Werkzeug in den Händen der Differenzierer werden könnten, zu einer Zeit, wo die Populisten große Feste feiern? Ein Werkzeug, das offensichtlich dringend gebraucht würde. Denn leider läuft es bislang oft ganz anders ab. Wer gegenüber Simplifizierern fortwährend auf Argumente setzt, erleidet regelmäßig Schiffbruch. Das gestehen sich Intellektuelle in der Regel aber nicht ein. Sie reden sich ihre Niederlagen schön und trösten sich lieber mit warmen Solidaritätsbekundungen unter ihresgleichen. Man postet irgendwas Empörtes und bekommt auch prompt seine folgenlosen Likes, schreibt seinen 500-Zeichen-Kommentar und beklagt politischen Sittenverfall. Gerade Leute mit einem akademischen Hintergrund muten sich die Kränkung nicht zu, dass ihre durchdifferenzierten Argumentationsketten in vielen existenziellen Auseinandersetzungen zu gar nichts führen. Statt sich mal hinzusetzen und sich schonungslos darüber Rechenschaft zu geben, warum man kommunikativ so brutal untergegangen ist. Hinzu kommt offensichtlich auch eine gewisse Anziehungskraft, ja fast so etwas wie Neid. Denn man erlebt immer wieder, wie diese Null-Argumentierer Erfolg haben, wie sie tatsächlich bekommen, was sie wollen, wie sie das Klima bestimmen. Während die ausdifferenzierenden Kräfte immer wieder das Nachsehen haben. Wie machen das diese Ignoranten? Das würde man doch auch irgendwie gern wissen. Genau das schauen wir uns in diesem Buch an. Wir begeben uns auf die Spur der Ignoranten im öffentlichen Leben wie im Unternehmen. Oder, etwas analytischer ausgedrückt: Wir betrachten die kommunikativen Werkzeuge konfrontativer Auseinandersetzungen im öffentlichen und firmeninternen Kontext. Es versteht sich von selbst, dass diese - so ist das nun einmal mit Werkzeugen - so oder so angewandt werden können. Wofür die Werkzeuge an sich noch gar nichts können. Denn jeder Spaten oder jeder Schraubenzieher hat zwar einen vorherbestimmten Verwendungszweck, kann jedoch auch für gänzlich andere Absichten eingesetzt werden. Aber nur, weil jemand diese Werkzeuge zweckentfremdet oder unangenehm nutzt, kann man sie doch nicht grundsätzlich infrage stellen oder gar ablehnen. Es lohnt sich, auch bei kommunikativen Werkzeugen in jedem Fall genauer hinzuschauen. Wenn Hillary Clinton von Donald Trump in einer öffentlichen Auseinandersetzung abserviert wird, dann kann ich natürlich einerseits über den Charakter Trumps herziehen, mich über seine politischen Inhalte aufregen und ihn als Brechmittel empfinden. Das ist ganz leicht und bringt mir schnellen Applaus ein. Andererseits könnte ich auch mal meinen Job als Intellektueller machen und mir bis ins Detail ansehen, mit welchen Mitteln es einem Nicht-Argumentierer gelingt, eine argumentationsstarke Gegnerin technisch erfolgreich zu treffen und zu lähmen. Weil ich nämlich sogar von so einem Unsympathen handwerklich etwas lernen kann. »Sine ira et studio« (um es mal ganz humanistisch hinzuwerfen). Wenn wir gegen die rhetorischen Taktiken von Ignoranten eine Chance haben wollen, dann müssen wir uns die Mühe machen, ihr Vorgehen zu entschlüsseln: die handwerkliche Perfektion, mit der kommunikative Tools eingesetzt werden, die sämtliche Regeln auf den Kopf stellen, die wir an Schule und Universitäten gelernt haben, aber enorme Effekte haben können. Argumente spielen dabei eine auffallend geringe Rolle. Die Kriterien des guten alten Besinnungsaufsatzes - eigene Gründe darstellen, dann die Gründe der anderen Position, dann eine Synthese? Praktisch obsolet. Die Vorstellung von der nüchtern vorgetragenen Sachlichkeit ohne großen physischen Bewegungsaufwand, sozusagen rollkragenpullovermäßig? Überholt. Der Ignorant ignoriert all das, gebärdet sich ganz anders und kommt damit ziemlich weit. Dabei kann sein Auftritt die unterschiedlichsten Formen annehmen: Im Grafikdesign einer Partei (Wahlkampfplakate) oder eines Unternehmens (Werbemittel), im Film (YouTube und die Influencer lassen grüßen) und selbstverständlich im geschriebenen Wort. In diesem Buch beschränken wir uns auf die Taktik der Ignoranten in der direkten Konfrontation. Da, wo sie sich in lebendigen Szenen zeigt, live, dramatisch, mehr oder weniger öffentlich. Hier hat der Ignorant von heute seinen großen Auftritt. Man könnte das geradezu im Rahmen einer zeitgenössischen Kunstform verorten: der Performance. So lassen sich nämlich viele öffentliche Konfrontationen von Politikerinnen und Politikern oder Personen des öffentlichen Lebens noch am ehesten verstehen. Diese Szenen haben oft etwas merkwürdig Künstliches, finden in wiederkehrenden Mustern statt und arbeiten laufend mit symbolischem Material (und oft nach genauem Drehbuch). Das eine Staatsoberhaupt wird vom anderen schon bei einer Begrüßung geplant herabgestuft; eine Regierungschefin immunisiert sich erfolgreich gegen eine beabsichtigte Demütigung; eine Partei unterläuft den parlamentarischen Standard und die Kontrollinstanz versagt. Vergleichbare Szenen finden sich aber ganz alltäglich auch in der Mikropolitik vieler Firmen und Organisationen. Auch dort ist das Bühnenverhalten oft alles und das rat...

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